Martina bloggt

Depressionen

Werbeanzeigen

Mein Leben mit Depressionen und Ängsten

Ich habe schon länger darüber nachgedacht, ob Ich zu diesem Thema einen Beitrag schreiben soll. Mir geht es nicht darum, mein Leid zu klagen, nein, vielmehr möchte ich zeigen, wie schwer und steinig es in der Gesellschaft ist, wenn man offen zu dieser Erkrankung steht.

Leider werden Depressionen und Ängste immer noch stigmatisiert. Alle depressiven Menschen haben Suizid Gedanken, sind nur zu bequem, ihren Arsch zu erheben und müssen sich einfach mal zusammenreißen.

STOPP!!! Genau hier passiert schon ein Denkfehler. Depressionen verlaufen bei jedem Menschen anders. natürlich gibt es häufige Symptome, die charakteristisch für dieses Krankheitsbild sind, aber nicht jeder hat die selben Symptome. Ich zum Beispiel habe und hatte zu keinem Zeitpunkt Suizidgedanken. Ich hänge sehr am Leben. Bin ich deswegen weniger Krank als andere? Ja, ich durfte mir tatsächlich schon von sogenannten Freunden anhören, das das bei mir alles nicht so schlimm sei und ich einfach übertreibe, weil ich eben nicht den Drang habe und hatte, meinem Leben ein Ende zu setzen. Solche Aussagen tun weh, und letztlich ist da der einzig richtige Schritt, solche Menschen aus seinem Leben zu streichen, so schwer das auch fällt.

Und ich bin auch nicht einfach faul, weil ich es nicht gebacken kriege, meinen Alltag zu strukturieren oder kleinste Tätigkeiten zu erledigen. Ich fühle mich jedesmal aufs neue beschissen, wenn ich mal wieder nichts geschafft habe, nicht einmal augenscheinlich einfache Dinge. Das ist keine Willkür, ich wäre froh, wenn alles wieder in normalen Bahnen verlaufen würde, aber leider ist es so, mache ich einen Schritt vor, geh ich gleich am nächsten Tag zwei zurück. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich diesen innerlichen Bann, -ja so kann man es durchaus nennen, es fühlt sich an, als sei man an unsichtbare Seile gefesselt, die einem nur einen gewissen Bewegungsspielraum lassen-, brechen könnte.

Es ist nicht nur der aufs minimalste zurückgefahrene Antrieb, der mir tagtäglich zu schaffen macht. Es steckt soviel mehr hinter der Krankheit.

Sozialer Rückzug ist bei mir eine sehr große Baustelle.Seit meiner Erstdiagnose 2009 (Symptome hatte ich schon in abgeschwächter Form das Jahrzehnt davor immer mal wieder) hat sich mein eh schon sehr überschaubarer Freundeskreis immer weiter verkleinert. Und auch wenn man mir das nicht ansieht, tue ich mich sowieso schon sehr schwer neue Kontakte zu knüpfen. Man kann den Leuten eben nur vor den Kopf und nicht hinein schauen.

Ein weiteres Symptom, dass mir ständig zu schaffen macht, ist die Enttäuschung über mich selbst. ich könnte jetzt gar nicht in Worte fassen, was mich konkret so enttäuscht, aber diese innerliche Unzufriedenheit  ist mein permanenter Begleiter.

Weiterhin leide ich seit Jahren an Einschlaf- und Durchschlafstörungen, was mich Psychisch und auch physisch sehr belastet.

Ich will jetzt hier nicht jammern, wie schlecht es mir geht, nein, mir ist durchaus bewusst, dass es Millionen Menschen gibt, denen es soviel schlechter geht als mir, aber ich wollte einfach mal aufzeigen, dass die Stigmatisierung von Depressionen einfach falsch ist. Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch fühlt anders.

Zu meiner rezidivierenden, mittelschweren bis schweren Depression(so die offizielle Diagnose) kommt unter anderen eine generalisierte Angststörung hinzu. Diese hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt.

Viele alltägliche Situationen bereiten mir Schwierigkeiten, ich habe Angst davor, zum teil so schlimm, dass ich absolut überfordert bin und im schlimmsten Fall sogar Panikattacken bekomme. Diese sind auch körperlich spürbar; im Kopf dreht sich alles um die Situation, ich werde fahrig, der Schweiß läuft, ich werde unruhig, mein Herz rast, das Atmen fällt schwer, es ist als würde einer einem die Kehle zu schnüren, Übersprungshandlungen sind nicht auszuschließen. Dieser Zustand kann innerhalb weniger Minuten vorbei sein, sich aber auch über Stunden ziehen. Mir ist es selbst schon passiert, dass ich aus dem Tiefschlaf heraus eine Panikattacke hatte.

Wenn die Panikattacke langsam abgeklungen ist, bin ich sowohl psychisch als auch physisch absolut erschöpft.

Ein heikles Thema möchte ich zum Schluss noch ansprechen: die medikamentöse Therapie. Ich weiß, es gibt viele Leute, die Psychopharmaka für Teufelszeug halten, aber ich muss sagen, auch wenn sie für Außenstehende augenscheinlich bei mir nicht helfen, da ich nach wie vor alle die oben genannten Symptome( und noch einige mehr) habe, ich kann aber auch Erfahrung sagen, dass ich ohne die Tabletten  wie ein Zombie wäre. ich habe es schon versucht, und da war ich von morgens bis abends ein Häufchen Elend.

Ich bin der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden soll, ob er Psychopharmaka und co nimmt, Leben und Leben lassen.

Liebe Grüße

Martina

P.S.: Ich hoffe, dass kam jetzt nicht falsch rüber. Ich will kein Mitleid, ich will einfach, dass man mich mit diesen Erkrankungen akzeptiert. „Mental Health“ sollte im 21. Jahrhundert kein Tabuthema mehr sein.

Facebook

Instagram

 

Werbeanzeigen

Werbeanzeigen