Martin Luther und das Martinssingen….
Eigentlich ist das Martinssingen ein katholischer Brauch, der am 11.11. in katholischen Gegenden in Erinnerung an Martin von Tours, einen Bischof zurückgeht. Der 11.11. ist der Tag der Grablegung von Martin von Tours, an diesem Datum begeht die römisch-katholische Kirche den Martinstag.
Es gibt aber auch einen Martinstag, der auf Martin Luther zurückzuführen ist, und das ist der 10.11.. Dieser Tag wird besonders im evangelisch geprägten Norden Deutschlands begangen, so auch in meiner Heimat Ostwestfalen- Lippe. Ich selber bin katholisch getauft und wurde das erste Mal im Alter von 8 Jahren mit diesem protestantischen Brauch konfrontiert. Bei uns im Lipperland ist das plattdeutsche Wort Sünne Märten gängig, was nichts anderes als Sankt Martin heißt.
In den Städten und Dörfern treffen sich die Kinder mit ihren Freunden, jeder hat eine (meist) selbstgebastelte Laterne, und einen Jutebeutel oder wahlweise Rucksack dabei. Dann ziehen die Kleingruppen von Haus zu Haus, singen ein Martins- oder Laternelied und bekommen dann als „Lohn“ Süßigkeiten in den Jutebeutel oder Rucksack. Die kleineren Kinder werden dabei natürlich von ein oder mehreren Erwachsenen begleitet, die gerade bei uns auf dem Dorf auch bei einigen Leuten einen „Schluck“ (Schnaps) zum Aufwärmen bekommen. Die größeren Kinder haben ihre Laternen nicht selten gegen eine Taschenlampe getauscht, weil das nicht so uncool ist, wie mit einer Laterne gesehen zu werden. Die Süßigkeiten greift man doch gerne ab 😉
Ich glaube, ich bin das letzte Mal mit 13 oder 14 Jahren Singen gewesen, die Beute war jedesmal beachtlich, denn umso älter man wurde, umso größer wurden die Touren. Und Zuhause wurden die ersungenen Süßigkeiten in diverse Schüsseln gefüllt. Da konnte man es auch gut verschmerzen, dass man sich buchstäblich die Seele aus dem Leib gesungen hatte, und am nächsten Tag ziemlich heiser war.
Ich denke mal, dass das bei den Kindern heute nicht anders sein wird. Ich persönlich mag diesen Brauch sehr, nicht nur, weil man als Kind eine Menge Süßkram abstauben konnte, nein auch die älteren Leute, die nicht mehr so oft aus dem Haus kommen, haben an den singenden Kindern ihre Freude.
Ich freue mich da eigentlich jedes Jahr drauf. Schade ist nur, dass bei uns nicht mehr so viele Kinder unterwegs sind wie zu meiner Zeit.
Ein sehr beliebtes Lied ist folgendes:
Ich selber habe auch immer sehr gerne das Martinslied gesungen, dass auf die Geschichte um Martin von Tours zurück geht.Somit vermischt sich der ursprünglich katholische Brauch mit dem der protestantischen wunderbar. Im folgenden Text & Melodie:
Solche Bräuche sind doch einfach etwas schönes und ich hoffe für die nachfolgenden Generationen, dass sie weiter begangen werden.
Liebe Grüße
Martina